Gesundes Gemüse – was heißt das eigentlich?
Warum möchten wir Gemüse und andere pflanzliche Kost essen?
Die Evolution hat uns Menschen über Millionen von Jahren auf eine pflanzliche Kost programmiert. Unser Verdauungssystem entspricht mehr dem von pflanzenfressenden Tierarten. Mit Gemüse, Getreide, Obst, Früchten, Beeren, Kräutern, Nüssen, Samen und Pilzen können wir unseren Nährstoffbedarf decken. Wenn die Kost abwechslungsreich ist, sind die Hauptenergielieferanten Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße (Proteine) in ausreichender Qualität vorhanden. Die Mikronährstoffe, die wir in größeren Mengen benötigen, wie Natrium, Kalium, Magnesium und Kalzium, sind ebenso enthalten wie die Spurenelemente Eisen, Zink, Selen, Jod, Bor und andere. Die Zufuhr von allen Vitaminen, bis auf Vitamin B12, ist gesichert. Die in pflanzlicher Kost enthaltenen Ballaststoffe sättigen nicht nur, sondern fördern auch die Verdauung. Die in unserem Dickdarm beheimateten Bakterien (unser Mikrobiom) machen daraus Stoffe, die für unsere Hirngesundheit wichtig sind.
Sekundäre Pflanzenstoffe gegen Cholesterin und Blutzucker
Pflanzen enthalten chemische Stoffe, die ihnen als Schutz vor Fressfeinden, Bakterien und Pilzen dienen. Sie geben den Pflanzen die bunten Farben. Auch Duft- und Aromastoffe und vor UV-Licht schützende Stoffe sind in der Pflanze enthalten. Diese werden sekundäre Pflanzenstoffe genannt; sekundär, weil die Pflanze sie nicht primär zum Wachsen braucht. Diese Stoffe, von denen inzwischen über 100.000 bekannt sind, haben auch beim Menschen positive Wirkungen. Sie können den Blutdruck, das Cholesterin und den Blutzucker senken. Sie wirken gegen Entzündungen, hemmen die Krebsentstehung, helfen dem Immunsystem bei der Abwehr von Krankheitskeimen und wirken dem Alterungsprozess entgegen, indem sie Oxidation verhindern. Wenn Eisen oxidiert, entsteht Rost. Wenn in unseren Körperzellen zu viel oxidiert, „verrosten“ die Zellen schneller, sie werden alt und funktionieren nicht mehr gut. Das ist wie bei einem angeschnittenen Apfel. Wenn man Zitronensaft, der viel antioxidativ wirkendes Vitamin C enthält, darauf träufelt, bleibt er länger frisch und wird nicht so schnell braun.
Zusammenfassend stellen wir fest, dass nur pflanzliche Kost, besonders buntes Gemüse und Obst, alles bis auf Vitamin B12 enthält, was wir brauchen, um gesund alt zu werden. Das größte Landtier der Erde, der Elefant, ernährt sich ausschließlich von Pflanzen und wird auch sehr alt.
Warum empfehlen wir, viel pflanzliche Kost zu essen?
Dass große Mengen pflanzliche Kost zu essen, besser für die Gesundheit ist, wird von sämtlichen Ernährungswissenschaftlern heutzutage nicht mehr bestritten. Das ist keine exklusive Meinung von Vegetariern oder Veganern sondern wissenschaftlicher Konsens, der sich aus zahlreichen Studien der letzten Jahre ergeben hat. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt den Verzehr von fünf Portionen Gemüse und Obst, drei Portionen Gemüse mit zusammen etwa 400 g und zwei Portionen Obst mit zusammen 250 g. Bei Hülsenfrüchten sind 70 g eine Portion, bei Nüssen, Ölsaaten (das sind Leinsamen, Hanfsamen, Sonnenblumenkerne, Kürbiskerne, Sesamsamen, Chiasamen, …) und Trockenobst sind 25 g eine Portion. Auch wenn der Anteil von Pflanzenkost insgesamt in der Bevölkerung zugenommen hat, erreicht der Durchschnitt diese Portionen bei weitem nicht. Wer es schafft, ist mit vielen Nährstoffen besonders mit Folsäure, Vitamin E, Vitamin C und Magnesium besser versorgt.
Pflanzliche Kost statt zu viel Zucker
Die in Deutschland übliche Kost hat einen viel zu hohen Anteil von Zucker, zuckerhaltigen Getränken, Weißmehlprodukten und anderen Kohlenhydraten (Stärke)in Nudeln, Reis, Mais und Kartoffeln, die im Körper rasch zu Zucker werden. Dadurch wird Übergewicht mit den bekannten Folgen und Diabetes mellitus mit den bekannten Folgen begünstigt. Auch der Anteil an tierischen Produkten insbesondere von Fleisch und Wurst ist viel zu hoch. Es ist unumstritten, dass dadurch Darmkrebs begünstigt wird. Insbesondere verarbeitetes Fleisch fördert Entzündungen im Körper. Durch einen hohen Anteil an pflanzlicher Kost wird diesen Entzündungsvorgängen entgegengewirkt. Weil man schneller gesättigt ist, isst man automatisch weniger von nicht satt machendem Zucker und von Fleisch und Wurst. Außerdem enthält Pflanzenkost die Vitamine und die sekundären Pflanzenstoffe, die diese Entzündungen ausgleichen können. Der Lebensstil vieler Menschen führt zu übermäßigem Stress, Bewegungsmangel, Schlafmangel und Mangel an Entspannungssituationen, was die Entzündungen weiter begünstigt. Auch das könnte durch die antioxidativ wirkenden Inhaltsstoffe von Pflanzenkost abgefangen werden.
Zusammenfassend schützt uns ein hoher Anteil von gesundem Gemüse, Obst, Salat und anderen Pflanzen vor den schädlichen Auswirkungen der Nahrungsmittel, die in den Mengen, wie sie durchschnittlich verkonsumiert werden, nicht gesund sind. Auch schützt uns das vor den Folgen eines ungesunden Lebensstils.
Ein Beitrag von Dr. med Detlef Scheitz